Ayotzinapa / Mexiko: Dokumentation und Analyse eines Menschenrechtsverbrechens
Christiane Schulz
México vía Berlín e. V.
Serie: Agenda Nr. 6.
Abril, 2015.
Zusammenfassung
Mexiko befindet sich in einer schweren Menschenrechtskrise. In der nationalen wie internationalen Wahrnehmung hat sich spätestens mit dem Verschwindenlassen der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa im September 2014 die tiefe Kluft zwischen rhetorischer Anerkennung und tatsächlicher Umsetzung der Menschenrechte offenbart. Mexiko hat eine Vielzahl von Menschenrechtsverträgen ratifiziert, auch das Internationale Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem Verschwindenlassen. Dieses Abkommen und weitere Menschenrechtsstandards werden in Mexiko systematisch verletzt. Der vorliegende Text dokumentiert am Beispiel des gewaltsamen Verschwindenlassens der 43 Lehramtsstudenten, wie vom mexikanischen Staat auf allen Ebenen sowohl die eingegangenen internationalen Verpflichtungen als auch die selbst erlassenen Gesetze ignoriert und verletzt werden. Die Menschenrechtskrise in Mexiko offenbart die damit verbundenen strukturellen Ursachen. Dazu zählen die Verflechtungen zwischen Staatsapparat und organisierter Kriminalität, die fehlende demokratische Kontrolle über die staatlichen Sicherheitskräfte und der eingeschränkte Handlungsspielraum in der politischen Öffentlichkeit.